Fontanestadt Neuruppin in Wort-Mix-Laune

Neuruppin ist ein lyrischer Ort, denn vor 200 Jahren wurde hier Theodor Fontane geboren. Ich habe extra noch einmal „Effi Briest“ gelesen. Das Buch musste mit nach Neuruppin. Wie lebendig lässt die Stadt ihren Dichtersohn werden?

Bequem reise ich mit dem RE 6 von Berlin nach Neuruppin „Rheinsberger Tor“. Das mittelalterliche Tor und das holprige Kopfsteinpflaster stimmen mich auf einen historischen Stadtspaziergang ein. Neuruppin wurde 1238 erstmals als Stadt erwähnt. Aus Berlin kommend, genieße ich die leeren Straßen. Sonntägliche oder brandenburgische Ruhe? Ich weiß es nicht. Breite Straßen und große Plätze prägen das Stadtbild. Welch ein Luxus für eine Kleinstadt. Über den Sinn klärt mich ein netter, älterer Tischnachbar im Café „Ruppiner Feinbäckerei“ auf. „Die Soldaten von König Friedrich Wilhem I. und seinem Kronprinzen konnten hier schön in Sechserreihen marschieren. Neuruppin wurde unter König Friedrich Wilhelm I. zur Garnisionsstadt.“ Darüber hatte ich gerade im Museum Neuruppin gelesen. Auch vom verheerenden Brand, dem die Stadt im Sommer 1787 zum Opfer fiel. Zwei Drittel der Stadt wurden zerstört. König Friedrich Wilhelm II. engagierte sich für einen raschen Wiederaufbau der Stadt und hat deshalb ein schönes Denkmal bekommen.

Die Stadt wurde im klassizistischen Stil wiederaufgebaut. Die Altstadt mit den liebevoll rekonstruierten Fachwerkhäusern steht zum größten Teil unter Denkmalschutz. Die schmucken Häuserzeilen und das üppige Frühlingsgrün der Stadt haben Bilderbuchcharakter. Dank der lebendigen Erzählung meines Neuruppiner Tischnachbarn, hat die Stadt nun vollends mein Herz gewonnen. Bisher war ich nur hinter Fontane her, dessen Wortspuren die Stadt durchziehen.

Fontanes Wortspuren

Vom Bahnhof in die Altstadt führt der Weg zur „Löwen Apotheke“, wo Fontane am 30.12.1819 geboren wurde. Hier begannen seine Spuren, die ihn nach Berlin und in die Welt hinaus führten. In England und Schottland erinnerte er sich an die Schönheit Brandenburgs und hat sie mit seinem Werk „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ unsterblich werden lassen. Anlässlich des Festjahres führen 200 „Fontane-Wörter“, auf gelben Schildern, durch die Stadt und die Leitausstellung im Museum. Sie zitieren Fontane und vermitteln Wissenswertes aus seinem Leben.

Die Leitausstellung „Fontane 200“ ist eingebettet in die ständige Geschichtsausstellung der Stadt. Das Museum und die Ausstellung sind ein Muss für jeden Literaturliebhaber. Die Ausstellung hat sich vor allem Fontanes Wortschöpfungen und der Entstehung seiner Textarbeit gewidmet. Allerdings ist sie sehr literaturwissenschaftlich angelegt, sodass für mich der Mensch Theodor Fontane mit seiner Lebensgeschichte zurückbleibt.

Das Museum hat einen schönen Garten, wo blumige Wortspiele gepflanzt wurden. Von hier aus sieht man auch schon den Tempelgarten. Diese Parkanlage wurde erstmals 1732 von Kronprinz Friedrich Wilhelm II. als Nutzgarten und für vergnügliche Aufenthalte angelegt. Später hinterließen Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und die Kaufmannsfamilie Gentz ihre Spuren. So mischen sich preußische und orientalische Vorlieben zu einem ganz besonderen Flair.

Im Festjahr führen uns Fontanes Pflanzen in den Tempelgarten. Als gelernter Apotheker kannte er sich bestens in der Pflanzenwelt aus. So verbindet die Ausstellung „Liebstöckel und Wacholder“ die Schönheit von Pflanze und Schrift.

Fontane selbst, hat es sich am heutigen Fontaneplatz gemütlich gemacht. Hier sitzt er im offenen Gehrock, den Spazierstock abgestellt und blickt auf seine Heimatstadt. Das Denkmal wurde von Max Wiese geschaffen und 1907 aufgestellt.

Nach so vielen Wortspuren schmerzen mir die Füße und es zieht mich ans Wasser. An der Seepromenade 15, lockt mich Kaffeeduft in das besagte Café „Ruppiner Feingebäck“. Ich setze mich in den wunderschönen Garten, schlürfe meinen wohlverdienten Milchkaffee und sichte meine Reiseflyer. „Na, Sie sind ja gut ausgerüstet. Dann schauen Sie sich unbedingt auch die 700 Jahre alte Wichmannlinde an. Man munkelt ja, sie ist so gesichert, weil unter ihr ein Schatz liegt. Das Predigerwitwenhaus finden Sie in der Fischbänkenstraße 8. Die Mutter und die Tochter Fontanes lebten dort einige Zeit, denn der Vater war ja spielsüchtig. Auch Karl Friedrich Schinkel lebte, nach dem Tod seines Vaters, einige Jahre mit seiner Mutter dort. Die Klosterkirche St. Trinitatis ist unser ganzer Stolz. Die Türme erhielt die Kirche erst 1904. Das Sichenhospital stammt aus dem Mittelalter. Auf dem Hof vom Sichenhaus steht das Up-Hus, das älteste Fachwerkhaus Neuruppins, welches ein nettes Restaurant beherbergt.“

„Danke für ihre tollen Tipps.“ Hochmotiviert laufe ich weiter zum Ruppiner See, welcher wunderschön ist und der längste in ganz Brandenburg. Von dort aus gehe ich wieder in die Altstadt, um weitere Sehenswürdigkeiten zu besuchen.

So reizvoll am Wasser gelegen, so freundliche Menschen und so viel zu erkunden – Neuruppin hat tiefe Spuren bei mir hinterlassen. Beim nächsten Besuch ziehe ich Turnschuhe an, denn ich bin mit den berühmten Söhnen der Stadt längst noch nicht fertig.

Ein Tagesausflug nach Neuruppin bietet die perfekte Mischung aus Geschichte, Kultur und Kulinarik für Wanderfreunde, Radfahrer, Kulturliebhaber und Ruhesuchende.

Wer seinen Aufenthalt verlängern möchte, findet in der Fontane Therme verwöhnende Wellnessangebote.

Hier die wichtigsten Links für einen Besuch der Sehenswürdigkeiten in Neuruppin und Umgebung:

Festprogramm Fontane 200 im Land Brandenburg

Wissenwertes über Neuruppin

Unbedingt einkehren im Café: Ruppiner Feingebäck

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