Kafka war hier, Kästner war hier – ich war hier

Um auf den literarischen Spuren dieser Herren zu wandeln. Das Seeheilbad Graal-Müritz ist ein lyrischer Ort. Viele Literaten zog es bereits im 19. Jahrhundert an die Ostsee. Zwischen Wald und Meer verbrachten sie die Sommerferien, verliebten sich oder bezogen ein Haus. Bereits im Jahr 1906 verlebte Hans Fallada mit seinen Eltern und Geschwistern in Graal unbeschwerte Ferientage. Davon erzählt er in seinem Buch „Damals bei uns daheim“. Erich Kästner besuchte 1914 in den Sommerferien Müritz-Ost und beschreibt in „Als ich ein kleiner Junge war“ seine Erlebnisse.

Franz Kafka war schwer krank, als er mit seiner Schwester und ihren Kindern im Sommer 1923 nach Müritz kam. Ein letztes großes Glück durfte er hier erleben. Er verliebte sich in die junge Heimmitarbeiterin Dora Diamant. Doch ihnen blieben nur wenige glückliche Monate. Im Juni 1924 verstarb Franz Kafka.

Rudolf Presber (1868-1935) seinerzeit viel gelesen, kaufte 1921 das „Haus Ithaka“ in der Fritz-Reuter-Str. 17. Dort verbrachte er bis zum Verkauf des Hauses 1929 die Sommermonate mit seiner Familie. Heute beherbergt das Haus die Bäderbibliothek. Urlauber und Einwohner leihen sich gerne Bücher aus und lauschen Autoren bei ihren Lesungen.

Welche Literaten außerdem im Seebad Spuren hinterließen, beschreibt kurz und würzig die Broschüre „Literarisches Graal-Müritz“. Diese und viele andere Informationen über Land, Leute und das platte Land hält das „Haus des Gastes“ bereit. „Hier will ich bleiben.“ schrieb Alfred Kerr und spricht aus, was ich denke. Ich gönne mir hier einen gesunden Cocktail aus frischer Waldluft und salziger Meeresbrise. Stundenlang spaziere ich am Strand entlang, suche Bernstein im Seetang und beobachte freche Möwen. Ich lausche den Wellen und lasse mich von ihren Geschichten inspirieren.

Um mehr über die millionenalte Geschichte des Bernsteins zu erfahren, setze ich mich in den Bus nach Ribnitz-Damgarten. Das „Deutsche Bernsteinmuseum“, im ehemaligen Kloster Ribnitz, zeigt mit über tausend Exponaten, welch wandelbarer Schatz der Bernstein ist. Hier bekomme ich eine Ahnung davon, wie unglaublich prachtvoll das verschollene Bernsteinzimmer sein muss.

Geschichten erzählen kann auch die Lyrikbuche im Rhododrendronpark. Von Mai bis September treffen sich mittwochs Lese- und Schreiblustige zur „Lyrik an der Buche“.

Graal und Müritz waren früher zwei Bäder. Deshalb zieht sich der Ort ca. fünf Kilometer hin. Auf vielen Wegen lässt es sich prima radeln oder wandern. Die Uferpromenade ist ein einziges Naturparadies. Stille und Weite sind die Geschenke der Nachsaison.

Das Leben spielt sich an der Seebrücke ab. Restaurants locken mit Fischbrötchen und heißem Aperol. Kleine Geschäfte bieten Souvenirs und Urlaubsmode an. Mein Lieblingscafé finde ich in der „Düne 26“. Ich schaue bei Kaffee und Kuchen über die Düne zum Meer und teile dank W-LAN meine schönsten Fotos bei Instagram.

Am Wochenende (4.-6.10.2019) treffen sich die Dünenläufer zum traditionellen Marathon. Danach wird es still in Graal-Müritz. Moorhexen und Waldgeister übernehmen das Sagen. In kuscheligen Leseecken oder bei Fackelwanderungen kannst du ihnen begegnen.

Gut zu wissen:
Der Regionalexpress von Berlin nach Rostock braucht 2,5 Stunden. Dort geht es direkt in mit der Regionalbahn nach Graal-Müritz (Fahrzeit 30 Minuten) weiter.

Ich habe in der Villa „Edda“ gewohnt und mich dort sehr wohl gefühlt. Das Hotel hat kein Internet. Das begrenzt die Handysucht und motiviert zu Spaziergängen in die „Düne 26“.

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