Fastenurlaub Zauber oder Hunger?

„Jeder kann zaubern, jeder kann seine Ziele erreichen, wenn er denken kann, wenn er warten kann, wenn er fasten kann.“ (Hermann Hesse)

Diesen Zauber habe ich selbst erlebt. Anlässlich meines 40. Geburtstages suchte ich nach einer neuen Erfahrung. Außerdem führten größere Herausforderungen im Job und in der Familie dazu, dass ich dringend Zeit für mich brauchte. Ein Schweigeseminar im Kloster kam nicht in Frage. Bungeejumping hebe ich mir für meinen 80. Geburtstag auf. Wirklich wichtig war mir nachhaltig etwas Gutes für Körper und Seele zu finden. So kam ich darauf zu fasten. Urlaub nur für mich, innere Reinigung von Körper und Geist – das war genau das Richtige! Aber halte ich das durch? Sieben Tage – nicht einmal bei Wasser und Brot sondern fast nur Wasser? Ich las den Klassiker „Wie neugeboren durch Fasten“ von Dr. Med. Hellmut Lützner. Das Buch machte mir Mut. Ich buchte Fastenurlaub an der Ostsee. Anschließend programmierte ich meinen Kopf auf Pause; Pause vom Essen, Pause von süßen und süffigen Verführungen, Pause von Kaffee, Pause vom Alltag. Mit meinen Büchern und den nötigen Fastenutensilien, wie Wärmflasche und Einlaufgerät, bin ich zum Gutshof Bastorf gefahren. In einer gemütlichen Ferienwohnung erwartete ich die Offenbarung.

Die erste Offenbarung war, dass mein leerer Bauch und Kopf ganz viel schlafen wollten. Geträumt habe ich nicht in Bildern sondern in schillernden Farben. Meinen Tagesablauf habe ich ganz nach den Empfehlungen von Dr. Buchinger gestaltet; Ruhe und Bewegung im Wechsel, Gutes für Geist und Seele finden. Das war im Wellness- und Beautybereich des Gutshofs angenehm umzusetzen. Der Menüplan war überschaubar: Kräutertee, stilles Wasser, Saft, Kräutertee, stilles Wasser, Gemüsebrühe und als Highlight 1 Teelöffel Honig. Nach meinem ausgiebigen Teefrühstück hieß es täglich wandern, um die Muskeln zu kräftigen und den Kopf an frischer Luft frei zu bekommen. Die nahe Ostsee war mein bester Verbündeter. Die Kraft der Wellen, die salzige Seeluft und der schier endlose Horizont zeigten mir, wie wenig es braucht zufrieden zu sein. Ich war überhaupt nicht schlapp, sondern voller Energie und purer Lebensfreude. Das war eine wahrhaft überraschende Offenbarung.

 

Hunger?

Ein leerer Darm kennt keinen Hunger! Dafür muss man mit entsprechenden Mitteln sorgen. Es gibt Hungergefühle, jedoch keinen Heißhunger. Das Hungergefühl lässt sich gut mit Tee und Wasser weg trinken. Außerdem ist moderate Bewegung an frischer Luft das Beste, um sich abzulenken. Es ist ganz wichtig, die von Dr. Buchinger entwickelten Regeln vom Entlastungstag an bis zum Fastenbrechen einzuhalten. Dann wird Fasten zu einer wunderbaren Frischzellenkur, die das Immunsystem stärkt und die Selbstheilungskräfte aktiviert. Es gibt Fastende, die ständig ans Essen denken. Das macht es schwer. Ich hingegen habe es genossen, nicht ans Essen und nicht ans Einkaufen denken zu müssen. Auch wenn frische Bäckerdüfte und eisschleckende Urlauber eine leichte Wehmut auslösen können. Es ist ja nur eine begrenzte Zeit. Die Fastenzeit hilft im Alltag genauer zu spüren, ob man echten Hunger hat, ob es Appetit ist oder ob die Seele „hungert“.

 

Vertreibung aus dem Paradies

Das Fastenbrechen mit „Evas“ Apfel ist ein sinniges Ritual. Am festlich gedeckten Tisch habe ich nach sieben Tagen meinen Apfel gegessen. Kaum zu glauben – ein ganzer Apfel war eindeutig zu viel. Ich musste den Rest einpacken. Die Tage nach dem Fastenbrechen habe ich mit Knäckebrot und Möhrensuppe genossen. Magen und Darm müssen erst wieder an feste Nahrung gewöhnt werden. Dafür schmeckt alles doppelt so gut, denn der Geschmackssinn ist nach dem Fasten viel intensiver. Ein schöner Nebeneffekt der Fastenzeit war, dass ich vier Kilo leichter nach Hause gefahren bin und meine Haut frisch und prall wie ein reifer Pfirsich aussah.

 

Fastenurlaub auf Sylt

Mein zweites Fasten wollte ich unter professioneller Anleitung erleben. Deshalb habe ich eine Fastenreise nach Sylt gebucht. War das spannend mit dem Zug bei Flut über den Hindenburgdamm zu fahren. Quasi, als würde man übers Wasser laufen können. Im Fastenhaus Werner traf sich eine größere Gruppe zum Fasten, was für nette Kontakte, viel Lachen und Abwechslung sprach. Es hat sich gezeigt, das Fasten in der Gruppe mehr Spaß macht und ein schönes Rahmenprogramm die Zeit sehr verkürzt. Auf Sylt habe ich rückblickend meinen schönsten Fastenurlaub verbracht.

 

Meine Empfehlung

Meine Empfehlung ist im Urlaub zu fasten. Dann kommen wirklich Körper, Geist und Seele in Einklang. Es gibt viele Anbieter von Fastenreisen. Deshalb musst du dir vorher überlegen:

  • Weshalb möchtest du fasten? Was ist dein Ziel?
  • Welche Landschaft gefällt dir?
  • Spaziergänge am Meer oder doch lieber wandern im Wald?
  • Welches Zusatzangebot möchtest du ausprobieren? Wandern gehört immer dazu. Es können Angebote mit Yoga oder Wellness gebucht werden.
  • Möchtest du in einer kleinen oder großen Gruppe fasten? Erfrage vorher beim Kursleiter die ungefähre Teilnehmeranzahl.

Beim Bundesverband für Fasten und Ernährung und bei der Deutschen Fastenakademie findest du einige professionelle Anbieter.

Ich wünsche dir eine schöne Fastenreise!
Schreib mir doch, wo du gefastet hast und wie es dort war.

Meine Buchempfehlung für eine vergnügliche Einstimmung: "Wandern ist doof" von Blanca Imboden

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